8. Dezember 2015

11 Tote vor den kanarischen Inseln - 172 Flüchtlinge gelangen nach Spanien

Mindestens 11 Personen ertranken heute rund 140km südlich von Boujdour, Westsahara, auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln. Gleichzeitig gelang es am Sonntag und Montag instesamt 98 Personen aus subsahara Afrika, die spanischen Inseln im Atlantik zu erreichen. Weiter schafften es am Sonntag 59 Personen, darunter 14 Frauen und 7 Kinder, auf der Höhe von Motril auf das spanische Festland und 15 Personen gelang gestern Montag die Flucht in einem Schlauchbot in die spanische Exklave Ceuta.

Die sehr gefährliche und mehrere hundert Kilometer lange Seeroute von der Westsahara oder Mauretanien zu den kanarische Inseln scheint wieder regelmässiger genutzt zu werden. Dies könnte damit zusammenhängen, dass im Polizei und Militär im Norden Marokkos immer brutaler gegen Migrierende und Fliehende vorgeht, wobei es auch zu ettlichen Todesfällen kam. Diesen Herbst wurden sämtliche Camps in den Wäldern vor Ceuta und Melilla geräumt und angezündet, Personen mit schwarzer Hautfarbe wurden in Tanger in deren Häuser verhaftet und nach Süden abgeschoben - zum Teil in die Wüste. Vergangenen Montag starben zwei junge Männer aus Kamerun in einer Höhe nahe des Grenzzauns zu Ceuta, in der sie Zuflucht suchten. Sie erstickten, nachdem die marokkanische Polizei ihr Lager anzüdete.

Dies sind Folgen der Externalisierung der europäischen Aussengrenze. Marokko ist der bisher grösste Empfänger von Geldern im Rahmen deren EU-Nachbarschaftspolitik. Im Gegenzug übernimmt das Königreich den Auftrag, mit allen Mitteln flüchtende und migrierende Menschen von Spanien fernzuhalten. Diese Ausweitung der europäischen Grenze wird derzeit insbesondere im Osten verstärkt. So soll die Türkei bis zu 3 Milliarden erhalten, um an den Küsten der Ägäis dasselbe zu tun wie Marokko am Mittelmeer: Menschen gewaltvoll an der Flucht nach Europa hindern. Unmittelbar nach der entsprechenden Vereinbarung in Brüssel Ende November verhaftete die Türkei fast 3000 vorwiegend syrische Flüchtlinge und steckte diese in Internierungslager. Bereits heute hindert die Türkei Flüchtlinge aus Syrien daran, aus dem Bürgerkriegsland zu fliehen - und schickt sogar regelmässig Flüchtlinge direkt an der Grenze zurück nach Syrien.

Solche "heisse Abschiebungen" sind auch in Spanien üblich. Vergangenen Samstag, 5. Dezember, erreichten sieben Personen frühmorgens die spanische Insel Isla del Rey vor der marokkanischen Mittelmeerküste. Unter Missachtung internationalen Rechtes wurden sie ohne Einzelfallprüfung unmittelbar zurück nach Marokko gebracht und der Polizei übergeben.