Mehrere hundert Menschen wurden in den vergangenen Tagen in den Wäldern vor Ceutas Grenzzaun bei brutalen Razzien von marokkanischen Sicherheitskräften verhaftet und laut Beobachtern im Süden des Landes in der Wüste ausgesetzt. Zwei Eine Gruppe von rund 80 Personen sei viele Kilometer südlich der Stadt Tiznit ausgesetzt worden und von dort zu Fuss nach Tiznit gegangen. Sie verbrachten vier Tage ohne etwas zu Essen. Insgesamt seien über 200 Personen verhaftet und in den Süden abgeschoben worden. Zahlreiche Personen seien bei den Razzien zum Teil schwer verletzt worden. Frauen wurden bedroht und mit Stöcken geschlagen. Den Reisenden wurden Geld, Handys etc. weggenommen.
Heute Morgen versuchten erneut etwa 200 Personen erfolglos den Grenzzaun von Ceuta zu stürmen. Etliche Personen wurden verletzt und rund 40 Personen verhaftet. Insgesamt befinden sich laut einem betroffenen Zeugen gegenwärtig 3 Busse mit rund 120 Personen auf dem Weg nach Süden mit unbekanntem Ziel.
Abschiebungen in die Wüste haben in Marokko eine lange Tradition. Seit das Königreich im Sommer 2013 mit der EU eine Mobilitätspartnerschaft eingegangen ist, wurde jedoch zeitweise davon abgesehen, Menschen in die Wüste abzuschieben. Dies scheint nun aber wieder der Fall zu sein. Diese Reaktionen folgen den Ereignissen von vergangenem Wochenende, als es 87 Personen gelang, Ceutas Grenzzaun zu überwinden oder zu umschwimmen. Dutzende Personen wurden teilweise schwer verletzt, Lamin, einer der Protagonisten aus Am Fusse der Festung, spricht von mehreren Todesfällen. Gleichzeitig erreichten rund 400 Menschen in einfachen Booten das spanische Festland in der Nähe von Almeria oder wurden in spanischen Gewässern von der Küstenwache aufgegriffen. Spanischen Medienberichten zufolge seien dies mehrheitlich Marokkaner gewesen, aber auch Subsaharier.
- Update -
09.10.2015:
47 Menschen gelang die Flucht aus einem Bus, der sie laut Medien "in ihre Heimatländer" (sic!) fuhr.
10.10.2015:
Zwei Tote durch Polizeigewalt bestätigt. Ein Kameruner und ein Guineer erlagen den Verletzungen. Berichte von Vergewaltigungen von Frauen durch Militärs. In Melilla gelang 30 Personen den Sprung über den Zaun. 100 Personen wurden auf der marokkanischen Seite verhaftet. Es ist von zahlreichen Verletzten und weiteren Abschiebungen in die Wüste auszugehen. Doch davon ist in den Medien nichts zu vernehmen.